Spendenaufruf für Rom*nja aus der Ukraine

Noch immer kommen täglich aus dem Krieg geflüchtete Rom*nja in Berlin an.

Aus unterschiedlichen Gründen können einige von ihnen nicht in Deutschland bleiben. Das hängt zum einen mit sehr hohen, kaum zu bewältigenden bürokratischen Hürden und mit dem Rassismus hier zusammen, hat aber auch eine Ursache darin, dass Familien zusammen bleiben und sich in dieser schwierigen Situation gegenseitig unterstützen wollen.

Die Tickets um in andere europäische Länder weiter zu reisen sind nicht teuer, doch unsere Spenden sind aufgebraucht, einige wurde bereits privat bezahlt. Nun bitten wir Euch um Unterstützun,g um mehr Menschen helfen zu können, die auf der Suche nach ihrer Familie weiter reisen wollen, um dort sicher zu sein und Tickets nicht bezahlt bekommen.

Wendet Euch gerne für weitere Informationen an: milanpavlovic@rroma-info-centrum.de oder sonja.kosche@rroma-info-centrum.de

Oder spendet gerne auch direkt und von der Steuer absetzbar an unseren eingetragenen Verein Rroma-Informations-Centrum DE18 1001 0010 0348 3561 34 meldet Euch bei uns, wenn ihr eine Quittung braucht. Danke!

„Me Sem Me“ – Historischer Stadtrundgang in Berlin

Ich habe Angst, dass Europa seine Vergangenheit vergisst
und dass Auschwitz nur schläft.“ Ceija Stojka

Um dem Vergessen und dem Aufstieg rechter Tendenzen in ganz Europa entgegen zu wirken, bieten wir einen historischen Stadtrundgang in Berlin an. Jugendliche Rom*nja stellen aus ihrer kritischen Eigenperspektive, Orte des Genozids in Berlin vor.

Roma und Sinti leben seit Jahrhunderten in Europa, werden jedoch noch immer als „fremd und anders“ wahrgenommen. Wir brechen mit den rassistischen Bildern, die sich bis heute im kollektiven Gedächtnis der Dominanzgesellschaft halten und die einst direkt in den Samudaripen oder Porajmos, den Völkermord an unseren Menschen im Holocaust führten.

Wie die Neue Mitte Studie feststellte, lehnt die Mehrheit hier Sinti und Roma, noch immer ab. Die rassistisch diskriminierenden Zuschreibungen sind dieselben wie die von 1933 und halten sich bis heute hartnäckig in der Gesellschaft, was die Unabhängige Kommission Antiziganismus eindringlich beschrieb, die jedoch kaum Beachtung fand. An Aufarbeitung und Aufklärung fehlt es in allen gesellschaftspolitischen Bereichen, vor allem in der Bildung.

Die andauernde Verfolgung und Schuldumkehr nach dem Holocaust wirkt sich bis heute in Diskriminierung und sogar ansteigendem Rassismus auf Roma und Sinti aus.

Wir leisten im Sinne der Selbstermächtigung mit unseren Angeboten einen Beitrag dazu, diese Lücken in der Erinnerung zu schließen. Unsere Geschichte wird über unsere Köpfe hinweg, meist falsch erzählt. In zahlreichen hetzerischen Berichten, in Medien und sozialen Netzwerken, werden die Betroffenen weiterhin unterdrückt und diffamiert. In unseren Stadtrundgängen bekommen Sie Informationen direkt von den Nachfahr*innen selbst.

Unser Stadtrundgang bietet dabei Einblicke in die geplante und ausgeführte systematische Ermordung von Sinti und Roma zu Zeiten des Nationalsozialismus. Jede Familie hat Opfer im Holocaust zu beklagen. Jugendliche Rom*nja beschreiben das größte Menschheits- verbrechen aller Zeiten, sowie die mangelnde Aufarbeitung, aus heutiger Sicht, um Schüler*innen und Multiplikator*innen aufzuklären und nachhaltig zu sensibilisieren.

Gerne kommen wir auch für ausführliche Hintergrundinformationen in Schulklassen und zu Multiplikator*innen im Bereich Bildung und soziale Arbeit, sowie zu allen anderen Gruppen aus gesellschaftspolitischen und interessierten Bereichen, schreiben Sie uns gerne an:

sonja.kosche@rroma-info-centrum.de

pealexbravo@rroma-info-centrum.de

2. August 2022 Romani Genocide Remembrance Day

#Samudaripen #NeverForget #NaBister

In der Nacht zum 2. August 1944 wurde das so genannte «Zigeunerlager» in Auschwitz -Birkenau „aufgelöst“. Nicht ohne Widerstand, die Menschen waren gewarnt und nutzten alles, was ihnen zur Verfügung stand, selbst Brotlaibe, als Wurfgeschosse.. Doch 4300 unserer Menschen, kranke und alte Menschen, viele Kinder, wurden vergast.

Wir gedenken heute unserer im Samudaripen, dem Völkermord an Roma und Sinti, systematisch verfolgten und ermordeten Menschen und auch der Überlebenden.

«Wir haben schnell begriffen, was in Auschwitz los war. Hier ging es nicht darum, dass alle arbeiten sollten, wie wir ahnungslos gehofft hatten. Auschwitz war eine Mordanstalt. […]

Von unserem Block aus konnten wir das Krematorium sehen. Da brannte und qualmte es Tag und Nacht. Meterhohe Flammen schlugen aus dem Schornstein. Wir sahen das. Bevor wir aus Berlin nach Auschwitz transportiert wurden, waren schon andere Sinti und Roma da. Die waren mindestens schon vier Monate da. Als wir gerade mal einen Tag da waren, sagte einer zu mir: ‹Da gehen wir alle durch.› Und er zeigte auf das Krematorium, das man ja von uns aus sehen konnte. Ich sah die Flammen aus dem Schornstein, und vor allem stieg mir dieser eigenartige Geruch in die Nase, aber trotzdem habe ich ihm nicht geglaubt. Ich war damals 23 Jahre alt und ich hatte in Marzahn schon erlebt, wie die Nazis mit uns umsprangen, aber das habe ich nicht geglaubt.

Ich habe gesagt: ‹Das ist doch unmöglich. Die können uns doch nicht verbrennen. Wir sollen hier doch arbeiten.› Aber nach einer Woche wusste ich Bescheid. Ich wusste, dass er Recht hatte. Ich habe es mit eigenen Augen gesehen, aber eigentlich kann ich es bis heute nicht fassen. Es geht nicht in meinen Kopf, dass Menschen andere Menschen vergasen, verbrennen, einfach umbringen, weil sie angeblich anders sind oder angeblich eine Gefahr für die Mehrheit. Nein, das begreife ich bis heute nicht. Aber ich weiß ja, dass die Nazis das gemacht haben. Und die das gemacht haben, die Menschen in die Gaskammern getrieben und verbrannt haben, waren vorher wahrscheinlich ganz ‹normale› Leute. Das waren meistens junge Männer zwischen 20 und 25. Die hat man so erzogen. Die haben Spaß daran gehabt, andere Menschen zu quälen. Nein, ich kann es nicht begreifen, was Menschen anderen Menschen antun können. […]» Oskar Böhmer

#keinVergessen #keinVergeben #niewieder