Das Rroma-Informations-Centrum und Mingru Jipen kritisieren die Berichterstattung der BZ und des Tagesspiegels über eine Unterkunft in Schöneberg als pauschal und antiziganistisch und werden eine Beschwerde beim Deutschen Presserat einreichen.

Medien bedienen antiziganistische Stereotype. 
Selbstorganisationen von Rom:nja und Sinti:zze verurteilen rassistischen Tenor in Zeitungsberichten

Berlin, 8. August 2025 – Die Organisationen Rroma-Informations-Centrum und Mingru Jipen kritisieren die Berichterstattung verschiedener Medien wie BZ und Tagesspiegel über eine Unterkunft in Berlin-Schöneberg scharf. In mehreren Artikeln wird auf der Grundlage unbelegter Vermutungen pauschalisierend über „die Roma“ berichtet. Die beiden Vereine, in denen sich Roma und Nicht-Roma vereinigen, sehen darin ein Beispiel für die Verbreitung antiziganistischer Narrative in den Medien.

Die Artikel arbeiten mit Mutmaßungen, Unterstellungen und kollektiven Zuschreibungen gegenüber einer ganzen Bevölkerungsgruppe – ohne dass konkrete, belegbare Fakten vorgelegt werden. Es wird von Betrug, Hehlerei und Sozialleistungsmissbrauch gesprochen, basierend allein auf Vermutungen einzelner Anwohner:innen. Polizeieinsätze werden als Beleg angeführt, ohne dass geprüft wird, ob tatsächliche Straftaten vorliegen oder es sich um bloße Denunziationen handelt. Der Tagesspiegel denunziert pauschal „die Roma“, und die BZ verwendet den hetzerischen Begriff von „Eindringlingen.“

Besonders problematisch ist die rhetorische Verbindung zwischen der angeblichen Problemlage und dem möglichen Erstarken rechtspopulistischer Parteien. Die These, Roma seien mitverantwortlich für Wahlerfolge der AfD, stellt eine gefährliche Umkehrung von Ursache und Wirkung dar. Sie entlastet rassistische Einstellungen, statt sie zu hinterfragen.

Die Selbstorganisationen erinnern in diesem Zusammenhang an die journalistischen Sorgfaltspflichten gemäß Pressekodex. Dort heißt es, dass die Nennung der ethnischen Herkunft nur erfolgen dürfe, wenn ein begründetes öffentliches Interesse vorliegt und eine diskriminierende Verallgemeinerung ausgeschlossen ist.

Diese Voraussetzungen sind hier in keiner Weise gegeben. Im Gegenteil: Die pauschale Darstellung von Roma als potenzielle Täter:innen schürt antiziganistische Vorurteile und fördert gesellschaftliche Ausgrenzung. Eine solche Berichterstattung widerspricht journalistischer Verantwortung – insbesondere in einem Land mit der historischen Verantwortung Deutschlands.“

Mingru Jipen und das Rroma-Informations-Centrum werden eine Beschwerde beim Deutschen Presserat einreichen.