06.09.2013: Antiziganismus – heute politisch korrekt?
Protestaktion und Überlebensjubiläum des Rroma Informations-Centrums
Inmitten eines Wahlkampfes um Stimmen in denen wir «WIR gegen Armut» und « Gemeinsam Erfolgreich » überall lesen, wird uns als Rroma-Selbstorganisationen und als Rroma in Deutschland noch einmal ganz schmerzhaft bewusst wie sehr diese Demokratie nicht uns meint. Wie sehr dieses «wir» gegen uns steht und dass Deutschlands Demokratie sich nur aus Lippenbekenntnissen formiert.Rroma Familien die geräumt werden aus ihren spärlichen Unterkünften, ohne eine Ersatzwohnung zu gewährleisten und die absolute Absage des Senats die Rroma-Selbstorganisationen zu finanzieren, sind die Effekte einer Politik gegen Rroma.
Ein sporadischer Wohnort, der zum Überleben reicht und das Rroma-Informations-Centrum, das den uns umliegenden Rassismus angreift, sind Orte, die Rroma bespielen. Sie sind ein Dorn im Auge einer Politik die uns regieren will, sie sind Orte der Selbst-Organisation, die eine selbstbestimmte Position innehaben. Sie sind Opfer einer Unterdrückung, die vielleicht plötzlich kommt wie bei den Rroma Lauben in Neukölln, bei denen Menschen ohne Ersatz aus ihren Häusern geworfen werden, oder die ganz schleichend, über eine abgelehnte Regelfinanzierung zugrunde gemacht werden sollen. Das Rroma Informations Centrum, feiert also nicht sein Jubiläum, an dem wir uns einfach freuen können zwei Jahre alt zu werden. Nein. Es feiert sein Überleben, es feiert die unzähligen Momente in denen eine zu bezahlende Miete fast das Aus bedeutete und in denen durch Solidarität- und zwar von unten- ein Raum erhalten blieb. Wir feiern, dass wir nicht aufgeben werden und wir feiern, dass diese 30 m2 noch immer von uns gefüllt werden. Wir hoffen, dass es weitergeht und dass die Familien, die rausgeworfen wurden nicht-staatliche Hilfe erhalten. Weil wie es müssen, protestieren wir noch einmal gegen diejenigen, die unseren Wert nicht verstehen. Diejenigen, die meinen, dass das Empowerment von Jugendlichen Rroma, die juristische und institutionelle Beratung für Rroma-Familien und die Aufklärung zu Antiziganismus nicht die ersten zu attackierenden Themen einer Politik der Einbeziehung einer ausgeschlossenen Gruppe sein soll. Eine kritische, rationale Analyse der Realitäten scheint nicht erwünscht zu sein. Deshalb berufen wir uns auf die alten Klischees über uns, die schon damals abergläubische Mitglieder der Mehrheitsgesellschaft dazu brachte uns einen Ort und Geld zu geben um zu überleben. Am 06.09. 2013 ab 11.00 werden wir, wie es von uns offenbar erwartet ist, vor der Senatsverwaltung für Arbeit, Integration und Frauen in der Oranienstraße 106, 10969 Berlintraditionelle Arbeit leisten. In der Kaffeetasse können wir vielleicht das Jahrzehnt erraten, indem Stimmen von Rroma endlich gleichberechtigt an einem Tisch mit Nicht-Rroma sitzen. An denen Rroma endlich die Politik, die sie regiert selbst gestalten können. An denen Rroma von dem Geld für Rroma profitieren können. Vielleicht können wir in den Karten ein Zeichen von wahrer Solidarität und Interesse finden, in einem Aktionsplan, der eines Tages wirklich FÜR uns sein wird.
Als PDF: Pressemitteilung Protest