Rede 8. April 2013 am Mahnmal für die ermordeten Roma und Sinti, Berlin
Liebe Unterstützer und Unterstützerinnen,
wir haben uns für diesen Ort für unsere heutige Gedenkveranstaltung entschieden, weil die Erinnerung an das Verbrechen an unserem Volk während des Nationalsozialismus alle Roma und Sinti in Europa verbindet. In Berlin nahm der Völkermord an den Roma und Sinti seinen Ausgang, bereits zur Olympiade 1933 wurde die Stadt für „zigeunerfrei“ erklärt.
Wenn wir uns heute die Lage der Roma in Europa anschauen, dann gibt es keinen großen Grund zum Feiern. Wir haben es mit zunehmendem Rassismus zu tun, mit Diskriminierung auf dem Arbeitsmarkt und in der medizinischen Versorgung. Roma, die versuchen, ihr Schicksal an anderen Orten in die Hand zu nehmen, werden durch die regionalen Behörden vertrieben. Kinder und Jugendliche werden immer noch nicht gleich behandelt, wenn es um ihre Bildung und Ausbildung geht. In den Medien wird ausführlich über Einwanderung von Roma aus Osteuropa diskutiert, ohne zu erwähnen, dass sie nur ein kleiner Teil der Migranten sind, die aus allen Ländern Europas nach Berlin und Deutschland kommen. Sie werden als Bedrohung dargestellt, die das soziale Leben in den Städten gefährden. In diesem Sinne äußerte sich auch der Bundesinnenminister und der Deutsche Städtetag.Angela Merkel hat bei der Einweihung dieses Denkmals davon gesprochen, dass „Deutschland besondere Verantwortung für die Sinti und Roma“ trägt. Die Roma und Sinti sind bereit und in der Lage, diese Verantwortung selber zu übernehmen. Wir brauchen dafür vielfältige, stabile und professionelle Organisationen und Institutionen der Roma und Sinti, die diesen Prozess begleiten. Unsere Botschaft und Bitte an die Verantwortlichen in Politik und Gesellschaft ist daher, uns bei der Wahrnehmung dieser Verantwortung zu unterstützen.